Als Selbstständiger „krank sein“?
Theoretisch möglich. Praktisch selten.

Die Realität sieht oft so aus:
Man liegt mit Fieber im Bett, Laptop am Schoß, Mails auf – und trotzdem arbeitet man. Nicht, weil man will, sondern weil man glaubt, es muss sein.

Warum ist das so?

1. Verantwortung schläft nicht

Projekte laufen weiter, Kunden warten, das Team braucht Antworten. Krankheit fühlt sich nicht privat an, sondern wie ein Risiko fürs Unternehmen.

2. Stress macht krank – und zwar genau dann, wenn man es nicht brauchen kann

Gefühlt wird man immer dann krank, wenn jemand im Team im Urlaub ist oder selbst ausgefallen ist. Ziemlich logisch: Höhere Belastung → schwächeres Immunsystem → perfektes Timing für den Körper, um „Stopp“ zu sagen.

3. Die Angst vor dem Dominoeffekt

Viele Selbstständige sind zentrale Zahnräder. Wenn sie ausfallen, fällt vieles mit. Also fällt man lieber nicht aus.

Aber: Krank weiterzuarbeiten ist nicht nachhaltig.

Man verlängert die Krankheit, macht mehr Fehler und raubt sich selbst die Kreativität, die man eigentlich braucht, um ein Unternehmen zu führen.

Deshalb ein paar Erkenntnisse & Strategien, die mir helfen:

1. Die „Low-Energy-Work“-Liste

Aufgaben, die man auch mit 38,5° Fieber schafft: kurze Freigaben, leichte E-Mails, kleinere Admin-Tätigkeiten.
Nichts Tiefes. Keine 10-Stunden-Sprints.

2. Die 50/50-Regel

Vormittags Erholung. Nachmittags maximal 2–3 Stunden sanfte Arbeit.
Heilung braucht Energie – wer sie nicht gibt, zahlt später mehr.

3. Vertretungs- & Prozessklarheit

Je besser das Team weiß, was im Ernstfall zu tun ist, desto weniger muss man selbst „heldenhaft“ funktionieren. 

4. Das „Sick Setup“

Ein kleines, effizientes Arbeits-Setup im Bett oder am Sofa, um kurze Sessions konzentriert zu erledigen – und danach zurück in die Erholung zu gehen.

5. Offen, aber professionell kommunizieren

„Ich bin diese Woche gesundheitlich eingeschränkt. Dringendes erledige ich umgehend, alles andere verzögert sich leicht.“
Oft reicht das völlig.


Mein Fazit:

Selbstständigkeit heißt nicht, dass man unverwundbar sein muss.
Es heißt, klug mit seinen Ressourcen umzugehen – besonders dann, wenn der Körper laut „Pause!“ schreit.

Wer lernt, klug krank zu sein, arbeitet langfristig gesünder, stabiler und erfolgreicher.