[Part I/II]

Gefühlt ist das Thema Leadership (zumindest in meiner Bubble) omnipräsent. Ich denke aufgrund des laufenden „Selbstoptimierungstrends“ rücken Leadership-Themen mehr ins Licht und sind nicht mehr nur für tatsächliche Führungskräfte relevant. Letztendlich beginnt Leadership bei einem selbst und die Prinzipien bleiben gleich, egal ob im privaten Familienzusammenleben oder im Business.

Rückblickend kam ich relativ früh schon bewusst mit dem Thema in Berührung. Mit etwa 6 Jahren begann ich im Verein Fußball zu spielen. Ich habe jede Position einmal ausprobiert, wollte aber schnell Tormann werden. Mich faszinierte wohl damals schon die „Exklusivität“ dieser Position: es gibt nur 2 davon am Feld, er ist der letzte „Mann“ und man hat Sieg oder Niederlage buchstäblich in der Hand. Mein Trainer hat mich damals schon dazu ermutigt meine Mannschaft vor mir zu dirigieren, anzuweisen und wenn nötig anzutreiben. Das waren meine ersten Führungserfahrungen.

Im Zuge meiner 12-monatigen Ausbildung zum Milizunteroffizier beim Bundesheer war Leadership natürlich tagtäglicher Bestandteil. Zum einen, weil wir geführt wurden, zum anderen aber weil wir zu Führungspersonal ausgebildet wurden. Da stand sowohl theoretischer Unterricht über Führungsgrundlagen und -verfahren, aber auch praktische Ausbildung wie das Führen einer Infanteriegruppe in einer simulierten Gefechtssituation am Prüfungsplan. Dazu kam ein Praktikum als Ausbilder von Rekruten vom ersten Einkleiden bis zur abschließenden 24h-Übung.

Nach meiner Zeit beim Militär konnte ich, während dem Studium und in den ersten Jahren im Beruf feststellen, dass die damals erlernten Prinzipien durchaus auch auf das zivile Leben anzuwenden sind. Der Eindruck wurde verstärkt, nachdem ich mich in den letzten Jahren intensiver mit dem Thema Leadership auseinandergesetzt habe. Es gibt ein überwältigendes Angebot an Büchern, Ratgebern, Podcasts, Prinzipien, „High Performance Habits“, etc.. Doch je mehr ich davon gelesen habe, desto klarer wurde mir, dass sich alles mehr oder weniger um die gleichen Dinge dreht. Ähnlich wie bei Agenturen, wird ein und die gleiche Methodik gerne schick umformuliert, um möglichst innovativ und einzigartig zu klingen. Oder sie werden einfach in einen anderen Kontext gesetzt, um besser auf eine Zielgruppe zu passen.

Ich teile Leadership für mich in 2 Gruppen: Strategies und Tactics. Dabei ist die Strategie das langfristige Mindset um gutes Leadership zu erreichen. Die Taktiken sind hingegen (kurzfristige) konkrete Maßnahmen.

STRATEGIES
"Extreme Ownership"

Nach dem gleichnamigen NYT-Bestsellerbuch von Ex-Navy-Seal Offizier Jocko Willink und Leif Babin beschreibt Extreme Ownership „…a mind set of not blaming anyone or anything else [than yourself] when problems occur”
Es geht also darum, dass man selbst und alle im Team die volle Verantwortung über das übernehmen, was im eigenen Wirkungsbereich geschieht. Man sucht also immer zuerst „den Fehler“ bei sich selbst.

Ein Beispiel aus dem Alltag:
Der Partner ist sauer, weil man zu spät nach Hause kommt. Man könnte nun ausreden suchen, warum man so lange im Büro war, dass die Kollegen so länger getrödelt haben, dass man völlig die Zeit übersehen hat, usw. Noch schlimmer: man könnte die Schuld beim Partner suchen und zum „Gegenschlag“ ausholen. „Ich war doch gar nicht so lange weg! Warum regst du dich so auf? Du machst immer so ein Drama aus allem!“

Anstelle sollte man sich die Fragen stellen:
Warum ist mein Partner (wirklich) sauer? Was hätte ich tun können um meinem Partner die Enttäuschung/Angst/Nervosität/Ungewissheit/etc. zu nehmen? Was habe ich (vermutlich in der Kommunikation) falsch gemacht?

Ein paar weitere Beispiele:

Der Kunde bringt sein Feedback nicht rechtzeitig.
– Habe ich ihn genug über die Konsequenzen eines zu späten Feedbacks aufgeklärt?

Mein Mitarbeiter macht nicht das was ich von ihm will.
– Habe ich ihm alle nötigen Informationen und Tools an die Hand gegeben, dass er meine hoffentlich klare und verständnliche Anforderung umsetzen kann.

Das Wetter ist schlecht.
– Habe ich einen Plan B, damit ich die Party, das Fotoshooting, die Aktivität trotzdem in irgendeiner Form umsetzen kann?

Ja, das ist anstrengend.
Ja, das ist nicht immer leicht.
Nein, das funktioniert auch nicht immer.

Aber diese Strategie lenkt das Denken langfristig in andere Bahnen und führt zu besserem, effizienterem Teamwork. Egal ob im privaten Leben oder im Berufsalltag.

Hier der (ungesponsorte) Link zum Buch auf Deutsch:
https://www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/A1050657557


"Leading by example"

„Führen durch Vorbild“ hat sicherlich jeder schonmal gehört. Trotzdem denken viele meiner Meinung nach noch falsch darüber.
Wer beispielsweise produktive, fleißige Mitarbeiter haben will, sollte nicht versuchen als erster im Büro zu sein und immer als letzter zu gehen. Man sollte vielmehr versuchen vorzuleben, dass man es selbst schafft seine Arbeitszeit möglichst diszipliniert einzuteilen, um noch Zeit für Familie oder Sport zu finden.
Es geht nicht darum möglichst Hardcore und fehlerfrei zu sein, sondern darum mutig genug zu sein, um Fehler zuzugeben, sich zu entschuldigen oder Schwächen zuzugeben. Kein Leader ist perfekt, niemand kann alles gut. Ich kann nichts gut, nur alles ein Kleines bisschen.

Und wer möchte, dass das Büro am Abend aufgeräumt ist, sollte bei seinem eigenen Platz anfangen.

TACTICS

In Part II geht es bald weiter mit meiner persönlichen Liste von Leadership-Tactics.